Folge 1: Innere Betrachtungen in den Alpen

Als ich im komfortablen, kleinen Alpenhaus lebte, kochte, ass und trank, konnte ich das Geschehen aussen- und innenrum auffangen wie ein Netz des Einsiedlers, der lauert, um jedwelche sinistre Begebenheit zu erhaschen und aufzunehmen. Ich verleibte ein, was ich konnte und verliebte mich.

Berniks Podcast | Text: Gedichte / Musik: Impro
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Folge 1: Innere Betrachtungen in den Alpen
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Neue Pinselstriche

Nach den Pinselstrichen ist nun die Farbe verwittert.

ein neues Jahr

Beginnt es im Januar
Und endet wieder im Dezember
Wünsche ich allen
Ein neues Jahr
Von Herzen
Und wieder vergehen
Wird es
Und wiederkehren
So wie wir
Uns immer wieder begegnen
Können und werden

Diktiert

Das, was ich schreibe
Ist eine andere Art
Zu singen, zu trinken, einzusaugen
In einer anderen Welt

Gerade hier, kann ich nicht,
Etwas, was mir zugetan,
Keine andere Welt
Keine andere Erde
Kein anderer Traum
Mir geben, mir vorbeibringen, mir darbieten
Ohne – auf den Punkt gebracht
Mir dies schon gebracht zu haben

Erfordert, eigenständig, beschenkt
Ein grosses Herz
Eine grosse Gabe
Ein Gutes hier
Das alles ist mein
Kann sein, so wahr
Auch nicht
Egal
Ist einfach

Craig, my friend

Beginne, wo du bist
Enthusiasmus und Zeit
nehme Dir
Geduld zu finden
Das Wie, währenddem
bis zum Ende des Projekts
Es wird ausschauen und tönen ebenso
im Wissen
in Bewunderung
einen Raum kreierend
zusammenkommen mit den anderen „…“ weiterlesen

Gedichtentwurf

Verminderte erweiterte
Akkorde
im Takt
auf Sinusschwingungen aber
alles Töne
konzentriert veräussert
im Kokon geborgen
schlagend klar
entgegenkommend
zurückgehend
und weiter im Tun
verinnerlicht anregend
in der Schwebe
spiele weiter
auch sonst

Nebel, Halbregen, Wasser

Eine Stunde im Halbregen, nach einer Nacht in der Hitze
ungewöhnlich in halben Hosen, aber auch offene Hemden
Halbtag, Halbnacht beim Fluss mit den Fischen, die nach Luft schnappen
hecheln gar
an Wasserhunden vorbei, den vielen
an blossen Knien junger Leute
der offenen Stadt der Münzsammler
in Grün zugewachsener Felsenhügel
im Park in Süden am Museumshain

scharfe Messer schneiden

Warum?
Holz und Weiden
weit und breit keine Aussicht
auf was denn auch
was auseinanderklaffende Häute
Schnitt

Tragödie
leere Augenpaare
rein nichts kann und muss
gelähmt
verschmerzt
anfängt das Blut zu tropfen
danach die Angst des Schnitts

Warst du überall?
nur hier und dort
hie und da
Hain und Dasein
rein und klar
Wein und Saal
ach was
von neuem

Gedichtentwürfe

Verminderte erweiterte
Akkorde
im Takt
auf Sinusschwingungen aber
alles Töne
konzentriert veräussert
im Kokon geborgen
schlagend klar
entgegenkommend
zurückgehend
und weiter im Tun
verinnerlicht anregend
in der Schwebe
spiele ich unaufhörlich weiter
auch sonst

Fülle
des Zeitenwissens
Suche nach
ganzem
leichte Leere
in vollen Zeiten
versprochen
leben in Zeit
in der Welt sein
suchen in der
Zeit gewähre
Lebenswerke
Träume
zulassen
zu lassen
Weltenmenschen
Lebenszeiten
Lebenswelt

Auf Cluster
bin ich – Gedicht
lausche rund
den Gegensätzen
rhythmisch im Stocken
Kräftige Welle
weites Gedicht
in Cluster
Kraft in Gegensätzen
dem Gedicht
du Gedicht

zeitweilig

Eine Stunde im Halbregen – eine Nacht in der Hitze
ungewöhnlich in halben Hosen – aussergewöhnlich in gutem Hemd
Halbtag – Halbnacht beim Fluss mit den Fischen,
die nach Luft schnappen,
hecheln gar.
An Wasserhunden vorbei –
an blossen Knien junger Leute
der offenen Stadt der Münzensammler
in grüner Natur – zugewachsener Felsenhügel
im Park – Nordspanien am Museum.

wolf

wolf

streicht der wolf daher
an den grenzen
der innenhaut
zerrt an faszien
sehnen zerrt
beisst in gewebe
schnuppert harrend
der entdeckung
des äusseren
bricht durch

 

wir reisen

In Reiselaune geht der
Bunte Hund spazieren
Verweilt in ruheloser
Starre und schreibt
In rastloser Unruhe
Verwoben in eigener Lobbylaune
Geht alles seinen Weg
Vorbei die eigene Reise
Kehrt wieder in langen Tagen
Vergehts im Nu
Langsam an den Schuhsohlen nagt
Nun die Weile

und ja

Irre ich, wenn ich das ganze
betreibe oder fehle ich bei
jedem Wort, das gedruckt hier
steht und mich ansieht
als Augen ohne Fehler
und Gesicht ohne Tadel?
eben

blenden

 

die kamera wird auf die sonne eingestellt
sie blendet den zuschauer
auf der erde
wofür schaut er sichs an?
wieviel ist es uns wert?
dann wolken auf dem schirm
durch das kameraglas
in kabel eingebettet
auf der station
ich meinte: raumschiff erde
erfordert mehr aufmerksamkeit
warum geschieht dies nicht?

Glasfeuer im Sommer

Dann schreibts hier
spiegelt sich im Angesicht
des bleibenden Orts
hängt in Gedanken
reiht Wort an Wort
im Raussehen das Reinsehen
sein im Raum
federnd im Tun
in Stille und Ruhe
am Puls
bewegt gehend
bedacht und leise

junge leute

ihr haltet mich wach
in gedanken schweben

auch wenn ich nicht wollte
doch viel daran lerne

und wachse
jeden tag

auch wenn hindernisse ihr aufbaut
so gleichsam welten eröffnet
und alles nicht anders sein kann

wie es ist
gerne so
ist und gerne

bleibt

Musik

Stimmt eben doch,
dass das Einfache – so einfach doch nicht – mich bewegt
ihr auch –
und zu zeigen
mir ein Gefallen bleibt.
Ohne Konzession
und mit lauter Musik
ich mich bewege
bei einer Platte – Vinyl!
JAZZ (19 seventy eight – CBS HH/CC).
Und höre
sausen da die Ohren
fürs Leben gerne!

Texte schreiben

Wenn Texte sich selber schreiben könnten, hätte ich nichts zu tun, denn diese Texte wären eine Möglichkeit der Befreiung von Mühsal, Zeit und qualvoller Druckfahnenkorrektur.
Diese Texte würden aber mir vorgeben, was sie zu sagen hätten. Sie würden vielleicht von mir nicht mehr gelesen werden, wenn ich ihren Inhalt nicht mehr interessant fände.
Das wäre fatal – für die Texte. So könnte ich nur faul herumliegen und nichts tun, einen Sonnenbrand nach dem andern kriegen und im Halbstundentakt ins Wasser springen.
Dann wären die Texte tot. Sie lägen als digitale Leichen im permanenten Speicher und lösten sich in nichts auf beim nächsten Computerwechsel. Natürlich wüsste ich nicht mehr, wie dieser neue Computer funktionieren würde, denn die Bedienungsanleitung wäre zu lang und schriebe nur noch von sich.
Das würde mich nur bedingt interessieren. Meine Kinder könnten dann auch gar nicht mehr lesen, da die Strassenschilder beispielsweise ja sowieso nicht mehr von Strassen, sondern von irgend etwas handeln würden; von Dostoijevsky, Tolstoj, die Gimpelschneise oder Spatzen uf den Hausdächern.
Meine Güte, welch ein Gewinn und Verlust. Ein totales Chaos, Textsterben und Stumpfsinnnig-Werden. Überleben im fremdinhaltlichen Preiskampf, Schnatteredä, Tüterlidü, Blablablabla.
Die Texte würden sich langsam emanzipieren, schreiben, was sie wollten – eben nur nach Jahrzehnten der Befreiung und des Inhaltskampfes. Bis eine neue Textdemokratie sich selbstständig machen würde: Autonomes Texten sozusagen.
Nur noch Nonnen und Mönche auf dem Berg Athos und in Klöstern Spaniens würden noch Texte schreiben, sie anregen, motivieren, inhaltlich beeinflussen, streicheln und lebendig lesen. Ein Gewinn für wenige, ein Verlust für alle.
Stimmt das? Ach was.

Gedichtkochen

Köche und Jagd

Vor allem gute Zutaten, nach denen man rennt
Waren so weit weg, sind nun näher,
aber auch ferner denn je. Frischespur lesen.

Einfach alles Spezialitäten
Typische Vorstädter-Jagd
Zeitnähe der Lebensmittel

Landgänse, Landschinken
Landbier und Landwein
Marktgang und Onlineversand

Das Gigot im Tiefgefrierschrank
Die Mütze auf der Glatze
Der Schirm gespannt
Tisch gedeckt

Meine Bratschaufel
Tonnengewölbe des Grills
Röstpartikel

Füllhorn auf dem Tisch
Wo bist du, Fisch
Dazu Marzemin zisch

Auch: Bratwurst langsam gebraten
ohne Zwiebel geht nicht, Zwiebelbraten

Auch: einfach reinbeissen wie die Einfachen
Mehrfach ursprünglichen
Frischer Knoblauch her damit

Die Kruste, explodierende Zungen-Geschmacksknospen
Ganze Bären in der Küche geschultert

Papillen, Gaumenkitzel auf knospenspriessenden diesen
Die Autorschaft ist eine Baustelle in der Küchenwelt